Was ist Engaged Research und warum ist sie eine hilfreiche Forschungsmethodik?

Wir haben uns mit Nilay Kavur getroffen, um uns über ihre neuen Aufgaben als Engaged Research-Referentin für UNIC4ER, die Forschungssektion von UNIC, zu informieren. Sie ist eine von acht Koordinator:innen im Bereich Engaged Research. Bevor sie zu UNIC kam, hat die promovierte Wissenschaftlerin am Institut für Kriminologie der Utrecht University in den Niederlanden und dem Migrations-Forschungszentrum (MiReKoc) an der Koç Universität in der Türkei an verschiedenen migrationsbezogenen Forschungsprojekten gearbeitet.

Was bedeutet Engaged Research für Sie? 

Ich finde es spannend, zum Ausbau von Engaged Research in verschiedensten Bereichen beizutragen. Für mich ist der wichtigste Aspekt von Engaged Research, dass Forschende zusammen mit Partnern aus den Stadtteilen daran arbeiten, gesellschaftliche Herausforderungen zu identifizieren und anzugehen. Insofern werden öffentliche Problemstellungen gemeinsam identifiziert und nicht von oben nach unten aufgebürdet. Außerdem werden Städte und Kommunen, zivilgesellschaftliche Partner, privatwirtschaftliche Unternehmen und akademische Kreise dazu motiviert, kooperativer zusammenzuarbeiten.  

 

Gibt es hier konkrete Methoden, mit denen Sie vertraut sind? Erzählen Sie uns mehr zu Ihrer Forschung und warum Engaged Research eine wichtige und praktikable Forschungsmethode darstellt. 

Kurz bevor ich selbst Mitglied des UNIC4ER-Teams wurde, habe ich an einem Forschungsvorschlag zur Positionsbestimmung von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) im Bereich der Migration gearbeitet, bei dem ich den Einsatz und die Zusammenarbeit potenzieller Studienteilnehmer:innen priorisiert habe. Die Universität Koç hat die Durchführung gefördert, indem sie mir Startkapital zur Verfügung gestellt hat. Auf Grundlage des aktiven Einsatzes und der Zusammenarbeit von NGOs im Bereich der Migration in der Türkei arbeite ich daran, deren Positionierung im Spannungsfeld der UN, der EU und internationalen Geldgebern zu untersuchen. Aufgrund wachsender Institutionalisierung, Kommerzialisierung und Managerialismus auf der einen Seite und stärkerer Überprüfung durch den Zentralstaat bewegen sich NGOs auf dünnem Eis. Das bedeutet eine skalierende Abhängigkeit der Existenz der NGOs sowohl vom Staat als auch von den Geldgebern und resultiert in einer Beschädigung der Objektivität. Demzufolge sind Rechte von “Flüchtlingen” in Gefahr, wenn NGOs inoffiziell agieren. Sowohl die “Flüchtlinge” als auch die Mitarbeiter der NGOs bewegen sich inmitten souveräner Staaten, der UN und privaten Geldgebern mit deren ganz unterschiedlichen Absichten und Interessen, was die Anwendbarkeit der Menschenrechte angeht. Die elementaren Grundsätze der NGOs sowie unterschiedliche Aspekte, die sie von ihrer Hauptaufgabe ablenken sowie ihre anti-hegemonialen Strategien sind Gegenstand der Analyse. Zusammengefasst will ich durch die Forschung mit meinen Partnern aus der Zivilgesellschaft die gemeinsamen Herausforderungen identifizieren und ansprechen, die sie strukturell im Zusammenhang mit der Situation in der Türkei erfahren. Ich hoffe, es wird zum Pilotprojekt, das in der nahen Zukunft international umgesetzt wird. 

 

Wie kann UNIC4ER Ihrer Meinung nach dazu beitragen, effektive Engaged Research zu realisieren? 

Ich glaube, dass UNIC4ER in vieler Hinsicht zur Weiterentwicklung von Engaged Research beitragen wird. Dank der gründlichen Forschung, die meine Kollegen in verschiedenen Partneruniversitäten durchführen, wird ein sehr umfassender Literaturüberblick erstellt. Viele Best Practices werden quer durch die Universitäten bereits mit einem internationalen Publikum geteilt. Es werden Projektpläne entwickelt, um Plattformen zu schaffen, auf denen kommunale Vertreter und die Wissenschaft zusammenarbeiten können. Verschiedene Fakultäten der Partneruniversitäten werden außerdem fachübergreifende Forschungsvorhaben zu gemeinsamen gesellschaftlichen Herausforderungen  durchführen. 

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